A bene placito
Das eigene Leben muss jeder selber leben.
Warum lebe ich? Wie leben wir in einer grossen Welt? Ist es notwendig das ich klare Linien ziehe? Wie viele Graustufen sind erlaubt? Welche Werte müssen wir erhalten? Welche Grenzen darf ich überschreiten? Diese Fragen treiben mich um und faszinieren mich.
Wenn man in den letzten Monaten und Jahren in unser Umfeld schaut dann ist die Angst ein starkes Element der europäische Kultur (Mitteleuropa und Amerika). Sie ist eine dominierende Kraft, die unsere Wahrnehmung prägt und unsere Entscheidungen beeinflusst.
Die Nachbarn fürchten die Veränderung der Kultur. Ich fürchte den Überwachungsstaat. Die Kirche fürchtet den Moralverfall. Der Reiche, wir, fürchtet den Verlust unseres Wohlstands. Der Christ fürchtet den “Teufel” Islam. Die Zeitung fürchet ihre Irrelevanz. Der Pfarrer fürchtet sich um das Seelenheil.
Einige christliche Gemeinschaften sind erfolgreich, indem sie fertige Lösungen liefern. Diese kohärenten Lösungssysteme, in denen Widersprüche möglichst vermieden werden sollen, antworten auf diese Angst. Die Grenzen und klaren Ordnungen geben Richtung und beruhigen die Seele. Meiner Meinung nach ist dies eine oberflächliche Wahrnehmung. Die Angst wird dadurch ignoriert. Doch sie schwelt im Hintergrund weiter und bleibt unerkannt um Unheil anzurichten im eigenen Leben, dem eigenen Umfeld oder der eigenen Gesellschaft.
In der Vergangenheit habe ich den christlichen Kuchen etwas verlassen. Da ich mich eingesperrt fühlte und dachte ich habe das System erfasst. Dabei erkannte ich für mich, dass Freiheit und Ablösung nur durch Abstand erreicht werden kann.
Ich selbst bin als Christ zur Welt gekommen. Eine Gemeinde, die ihre starke Lehrmeinung hatte, prägte mein Verständnis. Im Laufe meines Erwachsen-werden musste ich selbst erkennen wie wenig Antworten hinter scheinbar guten Erklärungen versteckt waren.
A bene placito, eine kleine Anweisung der Musik, einen Abschnitt so zu spielen, wie es dem Musiker gefällig ist. Dieses Motto im eigenen Leben umzusetzen, ist ein Ziel in meinem nächsten Lebensabschnitt. Das Musikstück meines Lebens zu spielen, und dabei Abschnitte so zu spielen wie es mir gefällig ist. Jeder muss sein Leben selber leben und für sich entscheiden. Wo setzte ich meinen nächsten Schritt? Niemand kann diese Entscheidungen abnehmen. Niemand lebt für jemanden anderen.
In diesem Blog möchte ich meine Reise kommentieren, meine Unwissenheit zur Schau stellen und versuchen etwas an den Festen der sicheren Lebensweise schütteln. Vielleicht ermöglicht es auch dem einen oder anderen, der Gott einmal abgeschrieben hat, einen Takt des eigenen Lebens mit Gott zu spielen.